Wednesday, April 18, 2007

 

Klaus über die letzten Tage in Ramallah

Die Reise ist seit ein paar Tagen zu Ende, alle vier sind wieder wohlbehalten in Deutschland angekommen. Hier nochmal ein Beitrag über die letzten Tage der Reise von Klaus.


Die vergangenen drei Tage sind wie im Fluge vergangen. Unsere Mission in den palästinensischen Gebieten geht heute am 6.4 zu Ende. Hätten wir uns nicht Notizen vom Erlebten gemacht, dann hätten wir das ein oder andere sicherlich schon wieder vergessen. Was ist alles passiert.

Am Dienstag hat sich das Team wieder mal aufgeteilt. Nicol und Klaus waren bei der Konrad-Adenauer-Stiftung, um auf dem ersten Gespräch aufbauend konkretere Kooperationsmöglichkeiten nach dem Kennenlernen zu besprechen. Das Gespräch verlief gut und die KAS kann sich vorstellen in Zukunft für Ihre NGO-Partner qualifizierte Praktikanten über uns ins Land zu holen, um Ihre Projekte mit externem Know-how zu bereichern. Des Weiteren können wir Förderungsanträge stellen, wobei noch offen ist, ob diese dann auch erfolgreich sind. Die KAS arbeitet seit Jahren mit festen Partnern zusammen und alle zwei bis drei Jahre können Neue dazu kommen. Vielleicht schaffen wir es. Tobias und Kevin hatten derweil die Palestine Insurance und Egypt Arab Land Bank aufgesucht.

Im weiteren Verlauf des Dienstages stand ein Treffen mit dem Referenten für Kulturangelegenheiten, Herr Alexander Eberl, in der deutschen Vertretung auf dem Programm. Er hat sich ausführlich für uns Zeit genommen, um über den Stand des Projektes detailliert informiert zu werden. Dabei gab er uns wertvolle Informationen, u.a. ging es um die Erlangung eines offiziellen NGO-Status und stellte sich zukünftig als „Türöffner“ zur Verfügung. Er ist gespannt, wie wir mit unseren Aktivitäten vorankommen.

Der Dienstag lief dann gechillt aus. Es standen nur noch interne Teamaktivitäten auf dem Programm. Essen gehen in einem gediegenen Restaurant, dass vornehmlich von Diplomaten frequentiert wird, erschien uns als richtiger Ort, um Kevin zu verabschieden, der am Mittwoch nach Deutschland heimkehrte. Danach kehrten wir ins Hotel zurück, um Klaus’ Wasserpfeife aus Jenin anzurauchen, bevor wir auf Einladung des Hotelbuchhalters zum Championsleaguespiel Bayern gegen AC Milan ins Ali Baba Café fuhren. Das haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Die Mehrheit der Anwesenden waren Barca-Fans; da die aber nicht spielten, wurde Milan unterstützt. Unsere Rivalität lief aber ganz freundschaftlich ab, und es war nur zu schön, dass die Bayern in der 91Min noch den Ausgleich schossen. So gab es keinen Gewinner und Verlierer an diesem Abend. Nicol hatte im Übrigen einen besonderen Auftritt im Café, sie war als einzige Frau dort und wird damit wohl auch in Zukunft zu den wenigen weiblichen Ausnahmen in den Cafés gehört haben. ;-)

Der Mittwoch stand wieder im Zeichen vieler Gespräche und der Abreise von unserem Kevin. Leider musste er uns aufgrund terminlicher Verpflichtung in der Heimat verlassen. Wir hatten eine großartige und lustige Zeit zusammen und hatten gut zusammengearbeitet. Kaum war Kevin am Morgen abgereist, ging es auch schon wieder los, allerdings nicht mit dem Feiern J. Kurzes Kennenlernen und Projektupdate bei der Heinrich-Böll-Stiftung. Danach ging es für Nicol und Tobias zur Bank HSBC, mit der AIESEC ja bereits international kooperiert, und für Klaus zur Bank of Jordan. Dann ging es über Umwege zu Paltel, der palästinensischen Telekom, und zur Pedex, der Palestine Educational Exhibition. HSBC wirkte an einer Unterstützung interessiert, und auch bei der Bank of Jordan sowie der Paltel könnte einiges im Busch sein. Beide Firmen engagieren sich in den Sektoren Corporate Social Responsibility. Ausserdem ist Paltel überraschend stark im Ausland präsent und bedient Nischenmärkte, wie Algerien, Kenya und einige andere Staaten, in denen auch AIESEC teilweise präsent ist.

Auf der Pedex trafen wir eine alte Bekannte, die Vertreterin des DAAD Dr. Helga Baumgarten, mit der wir uns austauschten. Ansonsten haben wir uns angeregt mit weiteren Ausstellern wie Universitäten und Bildungsinstituten unterhalten, die sehr neugierig waren. Der Messen-Manager kam auf uns sogar persönlich zu und lud uns bereits für das kommende Jahr ein. Der Tag war ziemlich anstrengend und wir waren froh als wir wieder im Hotel waren. Kaum hatten wir uns in der Hotellobby breit gemacht und uns etwas ausruht, klingelte noch mal das Telefon und ein führender Manager von Ernst & Young wollte uns nochmals treffen. Tobias und Klaus sind dann noch mal los. Es war ein sehr herausforderndes Gespräch, da er unheimlich fokussiert und fordernd auftrat. Das Gespräch verlief ganz anders als die anderen und wir mussten sehr flexibel reagieren, aber wir haben das ganz gut gemeistert. Die Politik sparte er nicht aus und musste dazu seine Meinung gegenüber Kanzlerin Merkel kundtun. Dabei meinte er, dass er Schröder gemocht habe, da er sich ablehnender gegenüber den Amerikanern aufgeführt hätte (Irak, …). Bzgl. Merkel fragte er tatsächlich, ob sie Jüdin sei, da sie sehr Israel und Amerika freundlich agiere. Daher habe er kein gutes Bild von ihr.

Im Übrigen haben wir während der Reise mehrmals diese Äußerungen von Palästinensern, wenn auch nicht immer in dieser Schärfe, gehört. Das war eine ziemliche Überraschung. Nichtsdestotrotz ist das Bild Deutschlands allgemein in der Region sehr gut und wir wurden immer und überall willkommen geheißen. Besonders auffällig war, dass nahezu ausschließlich Fahrzeuge von deutschen Herstellern in den Autonomiegebieten unterwegs sind, anders als in Israel.

Der Donnerstag war unser letzter inhaltlicher Tag in Ramallah. Nach guten Gesprächen mit der Palestinian Federation of Industries (PFI) und Dr. Munir Quazzaz von der Universität Birzeit haben wir noch mal einen letzten Workshop mit den Studenten durchgeführt und uns dabei von ihnen fürs Erste verabschiedet. Wir haben Grundlagen im Firmenkontakt vermittelt und einige Rollenspiele durchgeführt, um möglichst praxisnah mit den Studenten zu arbeiten. Letztere haben ihnen viel Spaß gemacht und waren teilweise eine komplett neue Erfahrung für sie. Zum Abschluss sind wir mit den Studenten dann noch mal gemeinsam Essen gegangen. Leider konnten Tobias und Klaus nicht beim Bier zuschlagen, da hatten nämlich zwei Studentinnen etwas gegen – kein Alkohol in ihrer Anwesenheit. Das ist längst nicht überall so, die meisten Muslime, die wir getroffen haben, stört es nicht. Wir konnten aber auch ohne ;-).

Wir sind in guter Hoffnung, dass wir nun mit der Basis an Studenten in die Zukunft starten können und weitere dazu kommen. Die Studenten sind sehr motiviert und können es kaum erwarten durchzustarten.

Der Freitag ist nun der Tag der Abreise. Wir verabschieden uns von unserer „neuen Familie“, dem hilfsbereiten Hotelpersonal und seinem Häuptling „Waf-Waf“, dem Hotelmanager. Wir fahren nach Jerusalem, um die letzten Tage hier in Palästina und Israel ein wenig als Touristen abzuspannen. Diesmal verlassen wir am Checkpoint den Bus und gehen zu Fuß durch die Kontrollen. Es ist sehr nervenaufreibend, da sich lange Schlangen bilden und alles andere als eine zügige Abfertigung erfolgt, wir warten lange. Es ist kaum vorstellbar, wie manche Leute das tagtäglich ertragen müssen. Immer wieder werden Leute abgewiesen, teilweise ohne jegliche Argumente. Wir haben es dann irgendwann geschafft und kommen im Jerusalem an. Die Stadt ist wahnsinnig überfüllt von Ostertouristen, was teilweise in den engen Gassen der Stadt zu kleineren Tumulten führt, die von der allgegenwärtigen Polizei und dem Militär auseinander getrieben werden. Wir suchen das Weite und machen einen Tagesausflug ins palästinensische Bethlehem, einem hübschen Flecken Erde. Es ist allerdings Freitag (muslimischer Feiertag) und daher wenig los, die meisten Geschäfte sind geschlossen. Wir treffen auf Laila (eine der interessierten Studenten), die uns zu sich nach Hause einlädt. Der Besuch ist einer der Höhepunkte der Reise. Wir lernen Ihre Familie kennen und reden diesmal nicht nur über Palästina, den Konflikt und Deutschland, sondern auch intensiv über die Religion. Wir sind beeindruckt, welch intensive Kenntnisse Lailas Vater vom Christentum hat. Er hat sich in der Vergangenheit intensiv mit der Bibel auseinandergesetzt. Welcher Christ kann das schon über den Koran behaupten? Es ist eine gläubisch muslimische Familie – das sagen sie über sich – jedoch trägt Laila kein Kopftuch, ihr jüngerer Bruder hat sich umbenannt von Ahmad zu Adam, hört Trance Musik und der Vater sagt, jeder soll auf seine Weise an Gott glauben, egal ob Islam, Christentum, …, nur wichtig ist, dass der Mensch an Gott glaubt. Wir hatten eine großartige Zeit in den palästinensischen Gebieten und haben uns immer wohl gefühlt.


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